die.Scheunentour  

Ziel:   

 Groß-Umstadt und andere Käffer im vorderen Odenwald

Zeiraum:   

 22.03.03 14-19 Uhr

Besatzung:   

 Die "Ratsche" Dave & "the living of art" Gunnar

Kilometer:   

 ~ 70 (Wird da der Motor überhaupt warm?!)

Zweck:   

 Lemmi besuchen, Bewegungsfahrt, Scheunen samt Inhalt sichten



  Companjeros,

ich muss zugeben das der als „Tor zum Odenwald“ bekannt gewordenen Ort Groß-Umstadt nicht das klassische Fernreiseziel für allradgetriebene-Exeditions-Lkw's ist. Gerade wenn man aus Darmstadt kommt. Trotzdem musste ich diesen kleinen Ausflug als Anlass nehmen um einen ersten offiziellen Dieseltreter-Reisebericht zu verfassen. Die Erlebnisse waren einfach zu ergreifend, um sie nicht der interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Mann muss nicht immer tausende von Kilometer fahren um nette Menschen kennen zu lernen und alte Schätze vergangener Hochkulturen zu erforschen. Warum immer gleich in die Zentralsahara, die Mongolei oder nach Amazonien fahren, wenn man doch den Odenwald vor der Haustür hat? „Think global, act local!“ Treffender kann man diesen Samstag eigentlich nicht umschreiben. Die Bilder können durch einfaches anklicken in einem neuen Fenster größer dargestellt werden. Wer Rechtsschreibfehler findet, kann sie behalten...

Nicht wundern: Archivbild!


Also am Samstag den 22.3.03 ging die große Reise los. Ich konnte die ganze Nacht kaum schlafen so aufgeregt war ich. Was würde uns das Schicksal auf dieser Reise bieten? Dann klingelte am frühen morgen, ca. um 12:30, plötzlich das Telefon. Am anderen Ende hörte ich Dave's Stimme. Was war passiert, wir hatten uns doch erst später verabredet? Er teilte mir mit Tränen in den Augen mit, das er heute morgen nix essbares mehr im Kühlschrank finden konnte. Das war natürlich auch für mich ernüchternd. Konnten wir unsere Reise trotzdem noch wagen? Sollten wir nicht besser an diesem Punkt schon abbrechen so lange wir noch dazu in der Lage wären? Ich versuchte ihn zu beruhigen, und schlug im vor nach Darmstadt zu kommen um gemeinsam dieses Problem zu lösen. Wir sind dann erstmal zum Minimal gefahren und haben uns ein kleines Picknick organisiert. Baguette, Käse, Orangen, Kefir, Trauben, Gurken, Silberzwiebeln und Mohnschnecken. Der Tag war gerettet! Erstmalig viel uns auf, das keinerlei Wolken am strahlend blauen Himmel zu sehen waren.


Mit ausreichend Lebensmitteln versorgt konnte es dann losgehen. Wir haben noch schnell vom Subaru in ein vernünftiges Fahrzeug gewechselt und waren schon bald auf der Schnellstraße Richtung Dieburg unterwegs. Die geschmierten Federn und der etwas niedrigere Reifendruck sorgten für eine recht komfortable Fahrt. Nachdem letzten Sonntag Lemmi samt Familie und Merkur uns in Darmstadt an der Molkerei heimgesucht hatte, war unsere heutige Fahrt als direkten Gegenzug anzusehen. Was der kann, können wir schon lange. Außerdem wollten wir auch mal den anderen Merkur und seinen neuen 170’er vom THW in Augenschein nehmen. Dank Lemmi’s exzellenter Wegbeschreibung kamen wir fast Pünktlich am Treffpunkt an. Er, sein neuer 170’er vom THW und der Merkur warteten schon bei strahlendem Sonnenschein auf uns.

Himmel über dem Odenwald

Die Farbe eines Feuerwehrwagens ist egal, hauptsache sie ist Rot (nach Henry Ford)


Dann haben wir erstmal den 170’er genauer inspiziert. Neben altbekannten Details tauchten auch jede menge Änderungen zu unserem Auto auf. 10 Jahre gehen halt nicht spurlos an ulmer Ingenieuren vorbei. Zur großen Freude von Lemmi passte unser Schlüssel, im Gegensatz zu seinen, in fast alle Schlösser seines Laster. Wir haben ihm den Ersatzschlüssel zum Nachmachen gleich dagelassen. Zwischendrin hat dann Ulla angerufen und kundgetan, das ich bei einem renomierten Online-Autionshaus gerade einen neuen original Spiegel mit Bügel für unseren Mag für lächerliche 12,72 Euronen erstanden hatte. Einen zweiten hatten wir auch schon klar gemacht, so dass dieses „mach mal den Spiegel bitte etwas weiter raus!“ bald der Vergangenheit angehören sollte. Beim Umschleichen des Merkurs habe ich einen kleinen Blick in die Scheune geworfen in der selbiger gestanden hatte, und jetzt dem 170’er Unterschlupf bieten sollte. Was sich schemenhaft im dunklen erahnen ließ, war mehr als genug um von der Feuerwehr abzulassen und tiefer in den Schober vorzudringen.


Hier bot sich uns der Anblick eines klassischen Scheunenfundes. Während ich noch verzückt vor dem total verstaubten NSU Ro80 stand und überlegte ob da Katzen oder Marderspuren zu sehen waren, hatte sich Dave schon weiter vorgearbeitet und hing schon unter der Motorhaube des Traktors und bemängelte den fehlenden Zylinderkopf. Zufälligerweise war das gute Stück ein Güldner und gehörte im Gegensatz zu dem NSU und einem Wohnwagen auch unserem Gastgeber. Mit Dave und Lemmi hatten sich da auch sofort zwei echte Güldner-Spezi’s gefunden. Sie diskutierte eine zeitlang über Demontieren von Nockenwellen, klappernden Zylinderköpfen, und hydraulisch anzuhebende Balkenmäher. Dave konnte mit Verzückung vernehmen dass es noch eine zweiten mit Kopf gab. Zwar nicht in dieser Scheune, aber immerhin. Spätestens jetzt war klar: Lemmi ist ein „Guter“…

Verborgene Schätze!

Folgen sie diesem Wagen!


Man hätte hier noch Stunden verbringen konnte, aber der Merkur wurde jetzt zur nächsten Scheune überführt. Auf der Überführungsetappe musste unserer Big-MAG richtig Gas geben um nicht vom wackeren Merkur abgehängt zu werden der sich seinen Weg durch zugeparkte Dorfstraßen und über holprige Feldwege bahnte. Auf einer Hauptstraße fuhr dann auch noch zufällig ein richtiges Feuerwehrauto (Iveco) vor uns her, so dass es richtig nach Einsatz aussah. Wie wir so mit offenen Fenster durch die Dörfer preschten roch man quasi schon den Brand den wir löschen sollten. Vielleicht hatten uns aber auch nicht unsere Phantasien, sondern die hinterlistigen Dorfbevölkerung an der Nase herumgeführt. Bei denen scheint es nämlich üblich zu sein bei schönem Wetter sich organische Abfälle durch simples einäschern zu entledigen.


An der nächsten Scheune angekommen, trafen wir zwei Menschen die sich sehr für unsere Autos interessierten. Sie wollten sich auch so was zulegen und waren auch schon länger auf der Suche. „In Darmstadt am Ostbahnhof steht auch noch so einer!“ Das mussten wir leider verneinen. „Der steht nicht mehr da. Der steht jetzt hier vor der Scheune!“ „Ach der ist von euch?!“ Zufälle gibt’s… Aber der Abschuss war der zweite Merkur in der Scheune. Der stand nämlich jahrelang in Neutsch (Dave’s Geburtsdorf) , und der Dave in seiner Jugend mehr als einmal auf dessem Trittbrett mit plattgedrückter Nase an der Seitenscheibe. Über 10 Jahre stand er einfach in Neutsch an der freien Luft, ohne bewegt zu werden (der Merkur!), bis Lemmi sich seiner erbarmte und das von den Neutschern inzwischen als „Schandfleck“ bezeichnete Gefährt erstand. Nachdem der Neutscher-Merkur heute nicht mit kaputten Batterien starten wollte, war Dave’s Fazit: Dann ziehen wir ihn halt an. Ich weiß nicht ob er, oder Lemmi in diesem Moment breiter grinste…

Alles nur kein Schandfleck!

Kurios: Schlepp-top aus den 60ern...

2 x Mercur in Reihe geschaltet

Wer vorwärts in die Sackgasse schleppt, muß Rückwärts wieder raus...

Endlich, nach 20 Jahren Schmachterei: Dave in seinem Merkur!

Die Abschleppstange war schnell zur Hand und zwischen die beiden Merkure (Merkur’s) gestöpselt. Lemmi zog in seinem gutem Merkur, während Dave seine Jugendliebe aus der engen Scheune steuern durfte. Ich hatte die vetrauensvolle Aufgabe zu schauen ob alles passt. Das war gar nicht so leicht, weil der Dave plötzlich anfing wie blöd zu hupen. Im Geiste sah ich schon die Scheune zerfallen, aber er kam bei seinen Lenkexzessen ständig nur aus versehen an die Hupe. Als beide Autos vor der Scheune standen, bin ich schnell mit in den hinteren Wagen gehüpft und das Anschleppen konnte beginnen.3 Gang und knallen lassen. Er fing relativ zügig an zu laufen, qualmte aber wie ein russisches Kohlekraftwerk. Dave wollte wohl den kalten Motor schonen, aber Lemmi machte ihm mit einer klaren Geste deutlich was er von seiner Drehzahl-Politik hielt. Also beherzt auf’s Gas und Lemmi’s zufriedenen Grinsen verschwand in einer Nebelwolke. Nach kurzer zeit lief er dann auch schön gleichmäßig. Der Nebel verschwand, im Gegensatz zu allgemeinen gegrinse…

Ja wo brennts denn jetzt?!




Bevor der „gute“ Merkur den Platz in der Scheune des anderen einnahm, konnte ich noch dieses Photo schießen. Das ist so schön, da braucht man nicht viel zu schreiben :-)…


Dann kam die nächste Überführungsfahrt. Der „Neutscher“ Merkur musste zu seinem neuen Stellplatz. Zwar unter freiem Himmel, aber das ist er aus Neutsch ja schon gewohnt. Das letzte Stück konnte ich noch mal fahren. Das Hochschalten mit Zwischenkuppeln ging ja noch, aber das Runterschalten mit Zwischengas muss ich wohl noch etwas üben. Der größte Unterschied zu unserem 170’er ist allerdings die Schlechte Übersicht und das enge Führerhaus. Nach vorne sieht er immer schön schmal aus, aber hinten kommt dann der breite Koffer. Das lenken ging mit den dünnen Reifen erstaunlich leicht. Der Motor hat zwar „nur 7,5 Liter“ (O-Ton Lemmi), macht aber einen ähnlich drehmomentstarken Eindruck wie die 8,5l Maschine vom 170’er. Insgesamt auf jeden fall ein gutes Kraftfahrzeug.

On the road again

Der geht doch noch!

Das ist der Unterschied zwischen Hauber und Frontlenker!

Das auch

Insgesamt war das echt ein gelungener Samstagnachmittag. Allerfeinstes Wetter und jede menge schöner alter Autos. Dem Lemmi hat’s auch ziemlich Spaß gemacht, und wir waren zur Abwechslung nicht nur im Weg, sondern konnten im auch bei seiner ganzen Rangiererei hilfreich in die alten Lenkräder greifen. Wir fahren da auf jeden noch mal vorbei, spätesten wenn der noch laufende Güldner mit wassergefüllten Reifen zum Eichenstammheben in den Odenwald ausrückt…

Gruss Gunnomat

Noch nicht genug große Autos gesehen? Go Dieseltreter Genosse!