Traggelenksanierung  

Es war an einem lauem Frühlingsnachmittag, als Dave sich streng nach dem „die einen reden davon, die anderen machen es“ Motto drauf und dran machte dem Spiel im rechten Traggelenk unseres Fahrzeuges ein Ende zu bereiten. Als ich zu ort des Geschehens kam, waren die Deckel der beiden Lagerungen schon entfernt, und Dave’s Entschluß klar: Die Achse wird jetzt, hier auseinander genommen. Auf dem Parkplatz fand sich zufällig ein perfektes Teil zum unterbauen aus 30mm dickem Blech. Also Auto hoch gebockt, Rad ab, Bremsleitung ab, Spurstange gelöst, Tragring losgeschraubt und die Achse gezogen. Wir hatten so was noch nie gemacht, aber es hat ganz gut geklappt. Da wir die Trommel an der Achse gelassen hatten waren wir zwischendurch ganz glücklich gut gefrühstückt zu haben. Keine Ahnung, wie schwer die Trommel mit Steckachse und Ankerplatte wirklich war...

Nachdem die Trommel samt Achse auf nem alten Bullireifen aus dem Weg gezerrt war haben wir uns dem eigentlichen Ziel dieser Schraubaktion zu gewendet. Die obere Buchse ließ sich relativ leicht mit einem alten Gewindestück von dem Feuerwehrgerödel ziehen, die untere saß zu fest. Wir mussten uns ein Spezialwerkzeug besorgen: 30’ger Gewindestange mit Mutter. Die Steigung war zwar eine völlig andere, aber was nicht passt, wird halt passend gemacht, also einfach die Gewindestange reingedreht, das weiche Messing hat nachgegeben ;-). Hilfreich war auch, das wir den ersten Zentimeter die Buchse mit einem Schraubstock bewegen konnten.

Nachdem beide Buchsen gezogen waren, konnten wir den Tragring rausnehmen. Der obere Bolzen sah noch ganz manierlich aus, der untere war angerostet und ziemlich eingelaufen. Wir hatten schon neue Buchsen gekauft, wollten das so aber nicht wieder zusammenbauen. Die neue Buchse hatte auf dem Bolzen auch schon deutlich Spiel. Ein neuer Tragring sollte bei Iveco über 500 Euronen kosten, indiskutabel. Zum Glück bekamen wir den Tip, das man den Ring auch etwas abdrehen und Übermaßenbuchsen verbauen könnte. Da wir an dem Tag an der Vorderachse nicht weiterkamen, haben wir noch schnell zwischendurch den Deckel des rechten Planetengetriebes mit einer neuen Dichtung versehen und das Öl gewechselt. Wie das genau geht, wird bei den infizierten schön beschrieben (www.afrika-virus.de)...

Das Problem war jetzt, das Ostern vor der Tür und der Mag nur auf drei Beinen Stand. Das Rad einfach an die Achse gelehnt sah ein bisschen zu unprofessionell für einen nicht ganz privaten Parkplatz aus. Also die Achse wieder rein gesteckt, die Bremstrommel mit einem Kabelzug verzurrt, und das Rad wieder locker auf die Trommel geschraubt. Sah recht überzeugend aus, wir konnten mit gutem gewissen Ostereier suchen gehen…

Als die Läden nach der ganzen Osterschlämmerei endlich wieder offen hatten, bin ich nach Mainhatten zu der Firma MVG gedüst um Material für die neuen Buchsen zu besorgen. MVG heißt „Metall-Verkaufs-Gesellschaft“ und in dem Laden ist der Name echt Programm. Was die da alles aus Alu, Kupfer, Messing, Stahl usw. rumliegen hatten: Maximum Respekt! Am meisten konnte ich mich allerdings für die Lagerbronze (auch als Rotguß bekannt) begeistern. Davon habe ich mir dann auch gleich ein Stück abschneiden lassen und mitgenommen. Da der Vater von einem Freund aus der Uni Drehbank, Lust und Zeit hatte, haben wir uns den Tragring, die neuen original Buchsen als Vorlage und die Bronze geschnappt und sind da mal vorbei geschneit.

Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten haben wir den ersten Drehversuch erstmal abgebrochen. Das Problem war das der Tragring ziemlich unausgewuchtet war, und die Drehbank, da sie länger nicht mehr genutzt worden war, nicht mehr richtig eingestellt war. Aber schon am nächsten Tag rief der Vater vom Sven an und meinte wir können das „Zeug“ abholen. Er hatte die Bank komplett neu eingestellt und ausgerichtet. Der Bolzen war jetzt perfekt plan, und die Übermaßbuchse passte wie angegossen. Die sah mindestens genauso gut wie die original Buchse von Iveco aus. Das Problem war jetzt nur wie wir uns für die arbeit erkenntlich zeigen konnte. Der Swen wollte uns noch sagen ob wir Wein oder Bastelmaterial nett verpacken sollten…

Wir haben der Buchse noch ein paar Fettkanäle mit dem Dremel spendiert, und konnten uns dann wieder an den Zusammenbau wagen. Einen neuen O-Ring und ein neuen Kugellager hatten wir auch noch bei Iveco besorgt. Die Buchse hat gut gepasst, das letzte Stück haben wie sie mit einem Wagenheber reingedrückt. Als der Tragring wieder drin war, sah das ganze schon verdammt gut aus und hatte vor allem kein Spiel mehr! Wir haben den ganzen Rest wieder angeschraubt und schon waren wir wieder mobil. Das Klacken beim anbremsen war jetzt verschwunden. Irgendwas macht zwar noch Geräusche, kommt aber mehr von hinten. Wie lange die Sanierung hält wird sich zeigen. Das ganze macht aber einen echt guten Eindruck :-)